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Gewohnheiten

GewohnheiteN

Halt oder Fessel?

Es gibt Phasen in meinem Leben, da merke ich, wie sehr ich an Gewohnheiten hänge. Sie sind wie vertraute Schuhe: eingelaufen, bequem und ich kenne jede Naht. „So habe ich es immer gemacht“ flüstert das Gehirn und ich atme auf, weil es sich vertraut anfühlt.

 

Ja, Gewohnheiten sind wichtig. Sie schenken uns Struktur in einer Welt die manchmal chaotisch scheint. Sie helfen uns, Energie zu sparen, weil wir nicht jedes Mal neu überlegen müssen. Und das ist nicht nur Einbildung - unser Gehirn liebt Routinen und automatisierte Abläufe. Forscher der Duke University fanden heraus, dass etwa 40–50 % unseres täglichen Verhaltens aus Gewohnheiten besteht, also aus Automatismen, die wir fast unbewusst abspulen. (Wood, Quinn & Kashy, 2002)

 

Das Gehirn speichert diese Muster im sogenannten Basalganglien, einer Region tief im Inneren, die für Bewegungen, Belohnung und Gewohnheiten zuständig ist. So müssen wir nicht bei jeder Entscheidung neu nachdenken, was effizient ist – aber manchmal auch gefährlich.


„Menschen sind Gewohnheitstiere.“


Wenn ich ehrlich zu mir bin, weiß ich: mein Herz hat längst gemerkt, dass etwas Altes nicht mehr passt. Dass der Schuh drückt. Und trotzdem redet mein Verstand weiter: „Aber das kennst du doch… das kannst du doch… was, wenn du scheiterst?“

 

Denn genau das passiert: Gewohnheiten fühlen sich sicher an – selbst wenn sie uns unglücklich machen. Das Gehirn bewertet Vertrautes positiver als Unbekanntes, weil es weniger Energie kostet und vermeintlich Risiken vermeidet. Es erzählt uns Geschichten darüber, wie gefährlich Veränderung sei, nur um uns zu schützen.

Aber: Es schützt uns nicht immer vor Schmerz – manchmal schützt es uns nur vor Wachstum.


"Nichts ist so beständig wie der Wandel.“

Heraklit


Vielleicht fragst du dich jetzt:

 "Warum soll ich vor Wachstum beschützt werden?

Wachstum ist doch etwas Gutes, etwas Lebendiges, etwas, das mich näher zu mir selbst bringt."

 

Ja tatsächlich: Für das Herz ist Wachstum ein Segen – für das Gehirn aber zunächst eine Bedrohung.

Denn Wachstum bedeutet immer auch Veränderung. Und Veränderung signalisiert dem Nervensystem: unbekannt, unkontrollierbar, potenziell gefährlich.

Es flüstert: „Bleib lieber hier, auch wenn es unbequem ist – hier weiß ich, wie alles funktioniert.“

 

Das Gehirn – vor allem die ältesten Anteile, wie das Stammhirn und das limbische System sind auf Überleben programmiert.

Diese Strukturen haben wir von unseren steinzeitlichen Vorfahren geerbt. Damals konnte jede Veränderung eine reale Gefahr bedeuten: ein neuer Ort, ein unbekanntes Tier, ein fremder Stamm. Das Gehirn lernte also: Bleib beim Vertrauten, da bist du sicher.

 

Für dich zur kleinen Erklärung:

Das Stammhirn (Reptiliengehirn) sorgt für grundlegende Überlebensfunktionen wie Atmung, Herzschlag und Flucht- oder Kampfreaktionen. Das limbische System bewertet Emotionen und Gefahren. Zusammen reagieren sie blitzschnell auf alles Unbekannte, um uns vor vermeintlicher Gefahr zu schützen – selbst wenn diese in unserer heutigen Welt gar nicht mehr real ist.

 

Darum hält das Gehirn lieber am Bekannten fest, selbst wenn es uns unzufrieden macht.

"Lieber ein bekanntes Unglück als ein unbekanntes Glück."

 

Doch das Herz weiß längst: Wir sind hier, um zu wachsen. Um zu lernen, uns zu entfalten, lebendig zu sein.

 

Dieser innere Konflikt – das Gehirn zieht zurück, das Herz zieht vorwärts – kann uns zerrissen fühlen lassen.

Aber es ist möglich, dem Gehirn sanft zu zeigen: Es ist sicher, zu wachsen.

Wachstum darf in kleinen Schritten kommen, in unserem eigenen Tempo.

Und dann fühlt es sich plötzlich nicht mehr bedrohlich an, sondern wie Befreiung.

 -> Ich habe gelernt:

Manchmal müssen wir loslassen. Loslassen, obwohl es weh tut. Obwohl wir nicht wissen, was kommt. Mutig sein und dem eigenen Herz folgen, das schon lange ruft: „Hier geht’s lang.“

 

Das Herz ist stärker als der Verstand. Du kommst schwer dagegen an! 

Studien der Herzforschung (z. B. vom HeartMath Institute) zeigen sogar, dass unser Herz ein eigenes, komplexes Nervensystem hat und Emotionen schneller wahrnimmt als der Verstand sie erklären kann.

Und wenn ich gegen mein Herz kämpfe, werde ich müde, traurig & krank. Mein Körper zeigt mir klare Signale & Grenzen. Ich erlebe es selbst, so sehr, dass ich seit Jahren an Akne leide – starke Akne im Gesicht und egal, was ich dagegen tue, welchen Heilpraktiker ich aufsuche, welches Zaubermittel ich mir ins Gesicht schmiere - nichts hilft.

Und weißt du warum - nicht weil die Therapien falsch sind - nein!  Ganz einfach: Weil die Haut das Spiegelbild der Seele ist. Sie schreit, was ich nicht ausspreche. Sie zeigt, was ich nicht loslasse. Und nur ich alleine kann mir helfen! Ich selbst habe es in der Hand! 

Und im Übrigen ist das wahrscheinlich auch ein Grund, warum ich mich hier und auf Instagram & Co. so wenige im realen zeige.... warum ich mich verstecke, obwohl ich gesehen werden möchte... 


„Wenn du immer tust, was du immer getan hast, wirst du immer bekommen, was du immer bekommen hast.“

Henry Ford


Deshalb glaube ich: Mutig zu sein bedeutet nicht, von heute auf morgen alles über Bord zu werfen.

Mutig zu sein bedeutet: In deinem Tempo zu gehen. Schritt für Schritt. Still oder laut. Klein oder groß. Es ist DEIN Weg.

 

Ich selbst bin noch nicht da wo ich gerne sein möchte. Ich selbst bin aus Angst & Gewohnheit noch in einem Job, der sich schon lange nicht mehr stimmig für mich anfühlt. Ich selbst lebe noch nicht meine Vision(en) und trage meinen eigenen Klang vollkommen in die Welt. Auch mir fällt es unheimlich schwer, eine knallharte Entscheidung ins "Unbekannte" zu treffen und für mich loszugehen. Obwohl ich es weiß wie befreiend es sich anfühlen würde, endlich meinen Herzensweg zu gehen. Endlich meine Vision(en) in die Welt zu tragen. Endlich meine vielen Ideen umzusetzen.

Aber ich erlaube mir jeden Tag einen Schritt mehr und ich habe für mich Wege gefunden, aus alten Mustern auszubrechen – und es fühlt sich immer wieder wie ein Befreiungsschlag an, der mich Stolz macht & beflügelt, auch wenn dann oft Blicke kommen, die mich nicht verstehen. 

Und doch: Loslassen ist überhaupt nicht meine Stärke. Es bringt mich immer wieder ins Zweifeln.

Darf ich wirklich loslassen? Darf ich wirklich egoistisch sein und meinen eigenen Weg gehen?

Ist es okay, Dinge, Menschen oder Gewohnheiten hinter mir zu lassen, wenn mein Herz längst spürt, dass sie nicht mehr zu mir passen?

 

Diese Fragen tauchen jedes Mal auf, wenn ich merke, dass ich etwas gehen lassen möchte.

Aber ich habe gelernt mit diesen Gefühlen umzugehen und oft komme ich da ganz schnell wieder heraus.

Mir hilft dabei, immer wieder innezuhalten und mich liebevoll zu fragen:

  Was tut mir jetzt gerade im Moment gut?

  Was bringt mich meinem Herzen näher?

  Was gibt mir Kraft & Vertrauen und unterstützt & nährt mich, wenn es schwer wird und der Zweifel mal wieder leise "an die Türe klopft"?


Aber Was hilft denn beim "LOSLASSEN"

Es gibt viele Möglichkeiten, die dich beim Loslassen unterstützen können. Hier sind nur einige, die mir dabei helfen.

 

☼ HINSCHAUEN STATT WEGSCHAUEN:

Mir selbst die Erlaubnis geben, erst einmal sanft hinzusehen und zu erkennen, was mich zurückhält, zu reflektieren und mich zu fragen:

* Was genau halte ich fest? und Warum?

* Was fürchte ich, wenn ich loslasse?

* Was habe ich vielleicht auch aus Liebe, aus Pflicht, aus Angst behalten?

* Was könnte ich gewinnen, wenn ich es endlich tue?

* Darf ich das wirklich - egoistisch sein und meinem Herzen folgen? - JA - das darf ich!!

Allein dieses ehrliche Hineinspüren, diesen Fragen Raum zu geben & das liebevolle bewusste Journaling löst schon etwas in mir und kann schon Türen öffnen.

Diese Fragen dürfen auftauchen, aber sie müssen mich nicht stoppen.

 

☼ DER ANGST EINEN NAMEN GEBEN

Oft ist es gar nicht „die große Angst“, sondern kleine Sorgen: vor Ablehnung, vor Fehlern, vor Einsamkeit, was könnten andere Sagen.

Wenn ich meine Angst klar benennen kann, wird sie für mich weniger diffus.

 

☼ MICH SELBST ANNEHMEN

Ich muss nicht „perfekt loslassen“. Es ist okay, wenn es Zeit braucht, wenn ich in meinem Tempo fließe, wenn ich zweifle, wenn ich zwischendurch wieder zurückschaue. Jeder Schritt zählt. Es ist ein Weg der Veränderung, auf die ich mich auch erst einmal "einstimmen" muss & da braucht es ganz viel Selbstliebe. 

 

☼ EIN RITUAL DES LOSLASSENS

Für mich muss es nicht immer das große Loslassen sein - die eine alles entscheidende Veränderung - das große "Gewitter" - mir hilft manchmal ein kleines Zeichen: z.B. ein Feuer, in dem ich einen Zettel verbrenne, auf dem ich das schreibe, was ich gehen lassen möchte., das Räuchern mit selbst gesammelten Kräutern, das Ausmisten von Schränken - die Trennung von Hab & Gut, ein "NEIN" wo ich sonst immer "JA" gesagt habe oder ein Spaziergang, bei dem ich mir vorstelle, dass der Wind alles wegträgt, was für mich nicht mehr stimmig ist. 

 

☼ NATÜRLICH KLÄNGE

Besonders tief und heilsam sind für mich die Klänge. Ich liebe sie!!!

Wenn ich meine Klangschalen spiele oder mir oder euch eine Klangreise gönne, spüre ich, wie etwas in mir weich wird. Die Schwingungen erreichen Ebenen, wo Worte nicht hinkommen. Sie lassen alte Spannungen schmelzen, öffnen das Herz, beruhigen meinen Geist. Manchmal kommen mir dabei Tränen und manchmal ein tiefes dankbares Lächeln. Oft stelle ich mir vor, dass die wundervollen Klänge, alles was nicht mehr zu mir gehört, einfach wegträgt und ich neuen Mut & Kraft bekomme, MEINEN Weg zu gehen - für MICH einzustehen. Vielleicht liebe ich Klänge genau deswegen: weil ich selbst das Loslassen noch lernen muss und mir die Klänge täglich dabei helfen, meinen Weg immer ein kleines Stück weiterzugehen... 

Gleichzeitig hilft mir die Klangtherapie, bei mir anzukommen und mich mit mir selbst zu verbinden.

Der Körper entspannt, der Verstand wird still, das Herz spricht. In diesen Momenten spüre ich, dass mein Weg gut ist, dass dies meine Vision ist, die Menschen liebevoll & klangvoll daran zu erinnern: Alles steckt bereits in DIR, DU bist voller Elemente & Liebe, trage DEINEN eigenen KLANG in die Welt — und ja - es ist auch eine liebevolle Erinnerung an mich selbst.

 

Zudem liebe ich es in der Natur zu sein. Hier spüre ich, ich darf dem natürlichen Rhythmus vertrauen - ich darf aus der Natur schöpfen.

 

☼ NATUR & BEWEGUNG

In der Natur sehe ich: Alles wandelt sich. Nichts bleibt stehen. 

Alles in der Natur lässt los: Die Blätter fallen, die Flüsse fließen, die Jahreszeiten wandeln sich.

Also warum sollte ich daran festhalten, was mir nicht mehr dient? Die Natur ist doch so ein schönes Vorbild.

Ein Spaziergang, ein bewusster Atemzug draußen, der Blick in den Himmel — all das erinnert mich daran, dass auch ich in Bewegung bleiben darf, dass ich vertrauen & mit dem Leben fließen darf - wie die TCM-Lehre des TAO (darüber schreibe ich ein anderes Mal).

 

☼ GEMEINSCHAFT

Ich "schlage" mich oft und gerne alleine durchs Leben. Aber ich habe auch gelernt, dass ich da oft auch an meine Grenzen stoße und ich nicht Alles alleine schaffen muss. Eine Freundin, ein Therapeut oder ein Coach können mir liebevoll zur Seite stehen und mich ermutigen, dranzubleiben. Mittlerweile liebe ich auch tiefsinnige Bücher, die mich innerlich nähren und mich wachsen lassen! Zudem tausche ich mich gerne in Communitys aus - einer Gemeinschaft, von Gleichgesinnten, die mich ebenfalls voranbringen, die mich ermutigen, weil die Menschen mich verstehen und den gleichen Weg gehen oder gegangen sind. 

 

Was auch immer dir hilft, nehme es an - bleib neugierig und probiere immer wieder neue Dinge aus. Erlaube dir Fehler, denn diese sind HELFER für deinen weiteren Weg. Es gibt keine falschen Entscheidungen - jede Entscheidung, also jeder Schritt bringt dich näher zu dir! Aus jedem Schritt kannst du Neues lernen. Ich möchte dir auch mit diesem Beitrag nicht einreden, dass du krampfhaft dein Leben umkrempeln sollst - wenn es sich stimmig für dich anfühlt, dann herzlichen Glückwunsch. Ich glaube jedoch, dass es da draußen wirklich sehr viele Seelen gibt, die sich zurückhalten, die immer wieder die gleichen Entscheidungen vor sich herschieben. Für diese Menschen habe ich noch einen kleinen Impuls: Weißt du was: 


Irgendwann wird das Neue zur Gewohnheit.

Irgendwann fühlt sich das Neue nicht mehr schwer an.

Irgendwann wird es zur Routine, zur neuen Gewohnheit.

Aber diesmal ist es vielleicht dein Herzensweg – nicht der des Verstandes.

Und dann fühlt es sich leicht an. Frei & richtig.

 


„Mut steht am Anfang des Handelns, Glück am Ende.“

Zitat von Demokrit


„Das Herz kennt den Weg. Der Verstand sucht nur Ausreden.“


„Du bist nicht deine Gewohnheiten. Du bist der, der entscheidet.“


„Manchmal ist eine einzige Schwingung der Klangschale kraftvoller als tausend Gedanken.“



Egal, wie du dich entscheidest: Sei sanft mit dir. Dein Herz kennt den Weg.

Und manchmal findest du diesen Weg, wenn du innehältst, lauschst und die Klänge dich führen lässt.

 

Ich wünsche dir alles Liebe für dich und deinen Weg und all dein Wachstum.

von Herzen - Daniela 


Vielleicht magst auch du auch gleich innehalten und dich fragen:

 Welche Gewohnheit schenkt dir Halt?

 Und welche hält dich zurück?

 Welchen kleinen Schritt kannst du heute schon gehen?

☼ Was sagt dein Herz?

☼ Und welche Klänge würden dir jetzt guttun?


Quellen & Gedankenanstöße:

* Wood, W., Quinn, J. M., & Kashy, D. A. (2002). Habits in everyday life: Thought, emotion, and action. Journal of Personality and Social Psychology, 83(6), 1281–1297.

* Duhigg, Charles (2012). Die Macht der Gewohnheit: Warum wir tun, was wir tun. Campus Verlag.

* HeartMath Institute: Forschung und Publikationen zur Herzintelligenz und zum Zusammenspiel von Herz und Gehirn. (www.heartmath.org)

* Buch: "Mit dem Elefanten durch die Wand" von Alexander Hartmann

* Eigene Erfahrung, Reflexion und Praxis mit Klang, Achtsamkeit, Natur und Ritualen.